„Reist und lernt andere Kulturen kennen“

Drei Tage vor dem dreißigsten Jubiläum des Mauerfalls bot sich  drei Kursen der Kursstufe 1 am 06.11.2019 die Gelegenheit, mit einem Zeitzeugen über seine Erfahrungen in der DDR zu sprechen. Hartwig Kluge, der im Januar 1969 bei einem Fluchtversuch an der ungarisch-jugoslawischen Grenze verhaftet und am Ende desselben Jahres im Rahmen des Häftlingsfreikaufs in die BRD ausreisen durfte, verstand es von Beginn an, seine Zuhörer mit einem spannenden und lebendigen Vortrag zu fesseln.

So berichtete er, der aus einem bürgerlichen Haushalt stammt, darüber, wie er nach und nach ins Visier der Stasi rückte und sein Wunsch, das Land zu verlassen, immer stärker wurde. Ein wesentlicher Grund dafür war auch die Verweigerung eines Studienplatzes durch die Behörden. Erst nach dem Fall der Mauer erfuhr er bei der Einsicht in seine Stasiakte, dass sein damaliger Schulleiter ein negatives Urteil über ihn gefällt hatte. Gleichzeitig erfuhr er, dass seine damalige Freundin ihn ebenfalls bespitzelte. Bis heute würde er sie gerne fragen, warum sie das gemacht habe. Verzeihen möchte er, der während seiner Haftzeit in Halle dem Angebot der Stasi, selbst als IM tätig zu werden, widerstand, seinen Spitzeln nicht.

Dagegen hob er hervor, wie er sehr die Möglichkeit des Wählens und die Reisefreiheit schätze. Deshalb gab er seinen Zuhörern auch den Rat, das eigene Wahlrecht immer wahrzunehmen und nach der Schulzeit auf Reisen zu gehen, um den eigenen Horizont zu erweitern.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten viele Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Herrn Kluge Fragen zu stellen. Dieser war sehr erfreut über das Interesse und beantwortete die Fragen gerne.

Abschließend galt es noch einen Fragebogen der Tübinger Doktorandin Frau Henke, die über die Wirksamkeit von Zeitzeugen im Geschichtsunterricht forscht und den Vortrag in Zusammenarbeit mit Herrn Konopka, dem Lehrer des Leistungsfaches Geschichte, vorbereitet hatte, auszufüllen.

Patrick Konopka