Dieses Jahr hatte ich die Möglichkeit, die Mount Markham Highschool in West Winfield, im Norden von New York State, zu besuchen. Für drei Wochen haben mich Jim, ein guter Freund meiner Eltern, der im Mount Markham Central School District arbeitet, und seine Frau Susan liebevoll in ihrem Haus in der Kleinstadt Bridgewater aufgenommen.
Am 16.04.22 bin ich nach New York geflogen, wo ich am Flughafen zuallererst einen streng blickenden Sicherheitspolizisten davon überzeugen musste, weshalb ich allein reise. Zu meinem Glück konnte ich nach dem Vorzeigen meiner sorgfältig vorbereiteten Unterlagen ohne Probleme einreisen und wurde sofort in der Ankunftshalle von Jim und Susan in die Arme geschlossen.

Mein erster geplanter Schultag am 19.04.22 musste aufgrund eines heftigen Schneesturms leider ausfallen, jedoch konnte ich schon am darauffolgenden Tag meinen Schulbesuch beginnen. Ich lernte mit der Zeit Jim, Susan, ihr großes, viktorianisches Haus, welches an eine alte Farm angrenzt und ihre vielen Katzen kennen. Bis zum Ende meines Besuchs hatten wir großen Spaß beim Kochen, dem Entdecken unserer gegenseitigen Essgewohnheiten und dem gemeinsamen Abendessen.
An meinem ersten Schultag war meine Nervosität sehr groß. Nachdem ich aber mit dem Principal, den Lehrern, dem Schulgebäude und den Spinden vertraut gemacht wurde, verschwand sie ziemlich schnell. Mich hat es sehr erleichtert, von den Schülern sofort herzlich aufgenommen zu werden. Die nächsten drei Wochen bestanden aus abwechselnden A- und B-Days, was bedeutete, dass ich jeden zweiten Tag dieselben Fächer hatte. Besonders gut gefiel mir English Literature bei Mr. Mosny, wo ich eine Erörterung zu „The Great Gatsby“ verfassen musste. Im Fach „participation in government“ bei Mrs. Bukovsky, die viel über die amerikanische Constitution weiß, und wir über aktuelle Themen diskutierten, konnte ich als Auslandsschülerin einen guten Beitrag leisten. Besonders viel Spaß hatte ich in „art class“. Dort habe ich mich mit einer neuen Interpretation von „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ des deutschen Künstlers Caspar David Friedrich sogar auf einem der Schränke im Klassenzimmer verewigt. Das Wetter besserte sich von Tag zu Tag, sodass es gegen Ende meines Besuchs keine Spuren mehr von dem Schnee zu sehen gab und man sogar kurze Hosen tragen konnte.

Der Sportunterricht der Seniors hat mir so gut gefallen, dass ich bereits nach einer Woche Mitglied des Track-Teams der Schule wurde, und an einem Trackmeet mit fünf weiteren Track-Teams von anderen Schulen teilnehmen durfte. Außerdem wurde ich zu zwei Fieldtrips -eine Art Kurzausflug- eingeladen. Beim Ersten besuchten wir einen Vortrag zu verschieden Jobmöglichkeiten und auf dem zweiten Trip wurde uns eine Reihe von Colleges vorgestellt. Ich hatte jeden Tag von 8 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags Unterricht mit einer halben Stunde Mittagspause. Durch den langen Schultag und durch die Zeitverschiebung von 6h, konnte ich unter der Woche leider kaum mit meiner Familie und meinen Freunden telefonieren, weshalb ich zwischenzeitlich etwas Heimweh hatte.

Es war aber an den Wochenenden immer Zeit, etwas mit Jim und Susan zu unternehmen. Wir besuchten das Hyde Museum in Glens Falls, welches eine große Kollektion an europäischen Kunstwerken aus verschiedenen Zeitepochen beherbergt. Wir waren auch in Destiny USA, einer der größten Shoppingmalls der USA und es blieb sogar Zeit für einen Rundgang um das Colgate College, wo Jim und Susan früher studierten, und einen Abstecher in dessen eigenes Schwimmbad.
Mein Aufenthalt wurde abgerundet durch einen Ausflug nach New York am letzten Tag. Morgens war ich mit Jim und Susan im Metropolitan Museum of Art und danach haben wir einen wunderschönen Regenspaziergang durch die Straßen New Yorks bis zum Times Square gemacht.

Als ich nach einem anstrengenden Rückflug am 08.05.22 in Zürich ankam, freute ich mich sehr als mir meine Mutter und mein Freund beim Ausgang entgegenkamen. Mein Koffer hatte es leider nicht sofort nach Zürich geschafft, er wurde mir aber am nächsten Tag sogar nach Hause nachgeliefert.

Mein USA Aufenthalt war für mich eine sehr schöne Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin. Es war sehr spannend, die amerikanischen Gepflogenheiten in der Schule und außerhalb kennenzulernen. Zum Beispiel das morgendliche Ritual, dass sich die ganze Schule für die Ankündigungen des Tages versammelt und die Schule einen eigenen Fitnessraum hat, fand ich echt gut. Eine Sache, die mich sehr nachdenklich gemacht hat, war allerdings, dass ich viele Situationen erlebt habe in denen Menschen keine Scheu davor hatten, auf aggressive Art ihre rechtsradikalen politischen Ansichten nach außen zu tragen. Ich bin mir aber sicher, dass ich die USA wieder besuchen werde, denn, es gibt dort noch sehr Vieles, was ich gerne lernen und erfahren möchte