Die Bedeutung von Freiheit wird manchmal erst deutlich, wenn man mit jemandem spricht, der erlebt hat, wie ein Leben ohne sie ist.
Einer, der das erleben musste, ist Hartwig Kluge. Herr Kluge wuchs in der DDR auf, machte 1966 in Halle an der Saale sein Abitur, durfte aber aufgrund Bedenken bezüglich seiner politischen Zuverlässigkeit nicht wie gewünscht Deutsch und Sport auf Lehramt studieren.
Am 24. Mai besuchte er unsere Schule nach 2019 zum zweiten Mal, um als Zeitzeuge vor Schülern der Kursstufe zu sprechen und um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Herr Kluge band seine Zuhörer immer wieder ein und beantwortete Fragen, während er in seinem Vortrag über seinen gescheiterten Fluchtversuch und die damit verbundene Verhaftung in Ungarn berichtete.
Spannend und bewegend waren seine Aussagen über die unmenschlichen Bedingungen während der Haftzeit in Ungarn und anschließend in Halle sowie in Cottbus. Mit den Zellengenossen entwickelte sich ein enges Verhältnis und über das „Knastalphabet“ war es sogar möglich, mit einem Mithäftling aus der Nachbarzelle Schach zu spielen.
Nach rund einem Jahr wurde Herr Kluge im Rahmen des Häftlingsfreikaufs Ende 1969 die DDR-Staatsbürgerschaft aberkannt („Der schönste Satz, den bis dahin jemand zu mir gesagt hatte“) und anschließend in die BRD gebracht, wo er in Freiburg ein neues Zuhause fand.
Seit einigen Jahren ist er als Zeitzeuge an den Schulen des Landes unterwegs, um seine Erfahrung in einer Diktatur zu schildern und gleichzeitig den Wert der Freiheit, die eben keine Selbstverständlichkeit ist, zu betonen.
Text und Foto: Patrick Konopka