Mord. Eifersucht. Wahnvorstellungen. Das ist Woyzeck. Ein von Georg Büchner verfasstes Dramenfragment aus dem 19. Jahrhundert.

Am 19.01.2023 verwandelte sich der Raum N015/N016 in eine düstere, farblose Theaterkulisse für die Deutschkurse der Kursstufe I und II. Wir kannten das Dramenfragment schon aus dem Unterricht, doch was würde uns erwarten?

Gespannt nahmen wir im Halbkreis um das Bühnenbild Platz.
Der Schauspieler der THEATHERmobileSPIELE aus Karlsruhe begrüßte uns kurz und dann begann auch schon die 70-minütige Aufführung.

Die Inszenierung von Woyzeck zog uns von der ersten Minute an in seinen Bann. Egal, ob Woyzeck krabbelte, saß oder aufrecht stand, er konnte nicht aus dem Käfig entfliehen, denn ein Gitterzaun umgab die Bühnenfläche und Woyzeck war während des gesamten Stückes eingesperrt. Im Käfig lagen Kleidungsstücke und andere Requisiten wild verstreut auf dem Boden.

Eine große Überraschung war es, als Woyzeck aus eben diesen Requisiten Puppen auferstehen ließ. Stell dir vor, dass plötzlich ein riesiger Kopf vor deiner Nase erscheint. Und dann passierte es. Die Puppen ragten über den Gitterzaun hinaus und jagten dem einen oder anderen eine Gänsehaut ein. In diesem Moment wollten wir vielleicht gerne miteinander tuscheln. Bei anderen Szenen war uns zum Lachen zumute oder wir wandten uns vor Ekel ab. Der Schauspieler hatte uns zuvor ermutigt, auf die Szenen zu reagieren. Selbst, wenn wir weinen wollten, sollten wir den Tränen freien Lauf lassen. Und genau diese Reaktionen machten das Theaterstück so lebendig.

Es war unglaublich, wie ein einziger Schauspieler innerhalb von Sekundenbruchteilen in verschiedene Persönlichkeiten schlüpfte und seine Stimme modulierte. So entführte er uns in rasante spannungsgeladene Szenen, aber auch in Momente der Stille.

Das Stück wurde zweimal hintereinander mit einer kurzen Pause in unserer Schule aufgeführt. Offene Fragen konnten im Nachgespräch mit dem Schauspieler geklärt werden. Auch nach der Aufführung gingen die Diskussionen weiter.

Die Interpretation des Schauspielers ist nur eine von vielen. Denn letztendlich hat jeder seine eigene Interpretation von Woyzeck. Doch durch das Zusammenfügen der einzelnen Interpretationen – aus dem Unterricht, aus dem Theaterstück und von einem selbst – entsteht mehr und mehr ein Durchblick und RundumBlick des Dramenfragmentes Woyzeck.

Text: Stella Rieke-Zapp (Kursstufe 2)
Bilder: Simone Seelhorst