Das Ende des Bauzauns ist absehbar: Der Überlinger Gemeinderat hat der Entwicklungsplanung für den neuen Schulcampus bewilligt. Bis zu 44 Millionen Euro soll das Ganze kosten. Ein Sporthallenkomplex stellt das Kernstück des Projekts dar. (Bild: Julia Rieß)

Ein Millionen-Projekt, das Überlingen bewegt, geht in die nächste Runde. Dem im Gemeinderat durch Planer Jochem Schneider vorgestellten Entwicklungsplan des neuen Schulcampus stimmte der Rat einstimmig zu. Der nächste Schritt ist, die Finanzierung zu sichern.
Dass das Gymnasium zusätzlichen Flächenbedarf hat, sei schon seit Jahren durch die Container nach außen hin sichtbar, so Schneider. Rund 820 zusätzliche Quadratmeter sieht das Konzept vor – für Unterrichts- und Gruppenräume, Ruhe- und Ganztagsbereiche. Die Realschule hingegen benötigt keine neuen Flächen, wird jedoch vom Bau einer zentralen Mensa auf dem Schulcampus profitieren. Dann könnten die jetzigen Mensas in Gymnasium und Realschule umfunktioniert werden. Für das Gymnasium sei eine Bibliothek als Selbstlernzentrum vorgesehen. In der Realschule sollen in der jetzigen Mensa Gruppen-, Besprechungs- und Inklusionsräume eingerichtet werden.
Durch Neu- und Anbauten hat sich das Areal in der Vergangenheit schrittweise immer mehr verdichtet. Das habe dazu geführt, dass „aus der gemeinsamen Mitte der Schulen eine Rückseite geworden sei“, so Schneider, gekennzeichnet durch Stellplätze und Hecken. Das Ziel sei, aus dieser „Rückseite“ eine gemeinsame Mitte zu machen. Die dort entstehende Mensa, die zugleich Veranstaltungsort wird, soll immerhin 3200 Schülern (1600 auf Gymnasium und Realschule, 1600 in den drei Berufsschulen) auf 350 Quadratmetern einen Raum bieten „in dem die Schüler essen, feiern und repräsentieren können“, so Schneider.
Ein neuer Sporthallenkomplex ist Kernstück des neuen Schulcampus. Zu diesem gehören eine neue Dreifeld-Sporthalle, einer Gymnasiumhalle, einer neuen Geräteturnhalle und eine Kletterhalle. Die Finanzierung der Kletterhalle soll durch den außerschulischen Partner Deutscher Alpenverein (DAV) übernommen werden. Gegen ein Nutzungsentgelt wird die Kletterhalle Schulen für ein erweitertes Ganztags- und Bewegungsangebot zur Verfügung stehen. An der Finanzierung der Geräteturnhalle möchte sich der Turnverein Überlingen mit rund 600 000 Euro beteiligen. Bis zu 32 Stunden pro Woche soll die Halle durch die Schulen genutzt werden können. „Die Zusammenarbeit mit den Vereinen ist ein Glücksfall“ sagte Ralf Mittelmeier (FWV/ÜfA) mit Blick auf die Finanzierung.
Zu guter Letzt ist, um den höheren Stellplatzbedarf abzudecken, ist der Bau einer Tiefgarage unter dem Sporthallenkomplex vorgesehen.
Insgesamt werden für den Schulcampus Kosten in Höhe von 29,1 bis 43,7 Millionen Euro veranschlagt. Es sei laut Schneider darum zum einen unvermeidlich, dass das Projekt in Bauabschnitten umgesetzt wird. Mit dem Beschluss, das Campuskonzept weiterzuverfolgen, hat Becker angekündigt, zeitnah Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten durch das Land zu überprüfen. „Es ist vom Land abhängig, ob das Projekt gestemmt werden kann. 44 Millionen Euro haben wir nicht im Haushalt“, sagte Becker.
Den einstimmigen Beschluss des Gemeinderats begründeten die Mitglieder damit, dass nicht nur dringend ein Ersatz für die Sporthalle gebraucht werde, sondern auch ein integriertes Konzept für die Schulen am Standort. Längin gab zu bedenken, dass mit langen Vergabe- und Planungszeiten zu rechnen sei, da die Pflicht zur europaweiten Ausschreibung bestehe. Die Stadträte drängen aber auf eine schnelle Lösung. Lothar Fritz und Günther Hornstein (CDU) forderten einen Baubeginn im Jahr 2016, auf dass 2017 wieder Sport in der Halle gemacht werden könne. Reinhard A. Weigelt (FDP): „Wir brauchen kein architektonisches Baudenkmal, sondern eine Sporthalle. Schnell.“ Die Errichtung einer Fertigbauhalle stellten Ulrich Krezdorn (CDU) und Walter Sorms (LBU/Die Grünen) als schnelle und kostensparende Alternative zur Disposition.
Wenn auch Walter Sorms (LBU/Die Grünen) begrüßte, dass in dieser ersten Planungsphase nicht vordergründig an die Finanzierung gedacht wurde, sondern daran, was tatsächlich notwendig und sinnvoll sei, sind doch die Stadträte einhellig der Meinung, dass die Finanzierung Anlass zur Sorge bietet, ob das Projekt denn auch umgesetzt werden kann. Raimund Wilhelmi (FDP) regte er an, einen Förderverein zu gründen, was auf die Zustimmung Beckers traf. Sorgen, dass die Generalsanierung des Gymnasiums unter den Plänen leiden könnte, wies Längin ab. „Es ist höchste Eisenbahn, dass etwas passiert. Die Finanzmittel für die Sanierung sind eingeplant – die Sanierung wird parallel zum Schulcampus-Projekt laufen“, so der Baubürgermeister.

Die mittlerweile abgerissene Sankt-Johann-Turnhalle: Ihre Dachkonstruktion war das Ur-Problem, das den Abriss nötig machte und erst die ganze Diskussion um den Campus in Gang setzte.
Die mittlerweile abgerissene Sankt-Johann-Turnhalle: Ihre Dachkonstruktion war das Ur-Problem, das den Abriss nötig machte und erst die ganze Diskussion um den Campus in Gang setzte. | Bild: Stefan Hilser

Der Plan in Kürze

Im April 2014 hatte der Gemeinderat mit einem Grundsatzbeschluss für einen Neubau der St.-Johann-Sporthalle mit dem Ziel einer Schulcampuslösung den Grundstein für das Projekt Schulcampus gelegt. Von November 2014 bis Mai 2015 wurde unter Beteiligung der Schulen, der Stadtverwaltung, der Vereine Deutscher Alpenverein und dem Turnverein Überlingen sowie Mitgliedern des Gemeinderats ein Konzept für den Campus erarbeitet. Auch Schüler, Eltern und Lehrer wurden in die Planungen involviert. Es handelt sich um ein Gesamtentwicklungskonzept, das Maßnahmen für das Gymnasium und die Realschule umfasst. Im Rahmen des geplanten Sporthallenkomplexes sind die genannten Sportvereine als außerschulische Partner und Investoren einer Kletter- und Geräteturnhalle involviert. Eine zentrale Mensa soll zum Begegnungsort werden – von dem auch die drei Berufsschulen profitieren. (jur)