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Riesenerfolg für sechs Schüler aus Überlingen, Owingen und Sipplingen: Bundessieger im „interdisziplinären Fachbereich“ wurden Jakob Dichgans, Daniel Riesterer und Lumen Haendler. Den zweiten Platz im Bereich Technik holten sich Johannes Bier, David Lippner und Julian Mock.

„Ein guter Versuch ist mehr als ein glücklicher Zufall“ – dieses Zitat aus dem Grußwort von Bundespräsident Joachim Gauck beschreibt nicht nur die Idee, die hinter der Entstehung des traditionsreichen Wettbewerbs Jugend forscht steht – sie könnte auch nicht besser den Erfolg der sechs jungen Männer vom gerade erst eingeweihten Schülerforschungszentrum (SFZ) Überlingen beim Jugend forscht-Bundeswettbewerb beschreiben. So Konstanze Nickolaus vom SFZ.

Als Baden Württembergische Landessieger in den Bereichen Chemie und Technik waren sie angereist – als Bundessieger im interdisziplinären Fachbereich und als Zweitplatzierte im Bereich Technik kamen sie nach Hause. Außerdem erhielten die Bundessieger Jakob Dichgans, Daniel Riester (beide Gymnasium Überlingen) sowie Lumen Haendler (freie Waldorfschule Überlingen) als eine von drei der insgesamt 113 teilnehmenden Gruppen die Einladung zum European Union Contest for Young Scientists (EUCYS) und den damit verbundenen Europapreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Dichgans und Haendler kommen aus Überlingen, Haendler aus Sipplingen.

Ihren Preis nahmen die drei erfolgreichen Nachwuchsforscher aus den Händen der Bundesministerin für Bildung und Forschung Johanna Wanka entgegen, die sich beeindruckt zeigte von der „forschenden Hartnäckigkeit der Jungforscher“. Die Jury aus hochrangigen deutschen Wissenschaftlern würdigte mit dem Bundessieg „die ausgezeichnete Kombination von Wissen aus den Bereichen Chemie, Technik, digitale Steuerung und Softwareentwicklung – aber auch die Teamkompetenz der drei Schüler. Die Preisverleihung im Feierabendhaus der BASF in Ludwigshafen am Rhein, erwies sich dabei als außerordentlich spannend, wie Konstanze Nickolaus weiter beschreibt. Traditionell werden die Platzierungen bis zum zweiten Platz bereits am Vorabend der Abschlussveranstaltung bekanntgegeben. Dort hatten die drei bereits als zusätzlichen Sonderpreis je ein Stipendium für ein Studium an einer der Universitäten der Bundeswehr erhalten. Da sie an diesem Abend jedoch noch nicht unter den Platzierten waren, machte sich natürlich so etwas wie Hoffnung auf den Bundessieg breit. „Nachdem der Bundessieg in Chemie dann aber anderweitig vergeben wurde, waren wir zunächst schon etwas enttäuscht, gar keine Platzierung erreicht zu haben“, gab Jakob Dichgans im Anschluss an die Preisverleihung zu. „Die Freude über den Sieg im interdisziplinären Fachgebiet war dann aber umso größer.“
Der Bundessieg für die beste interdisziplinäre Arbeit spiegele umso besser die Komplexität des Projektes der Überlinger Schüler wider, verdeutlich Nickolaus. „Power to gas“ ist eine Methode, mit der überschüssiger Strom aus regenerativen Quellen, etwa aus Windenergie, genutzt werden kann, um aus Wasser und dem bei Industrieprozessen anfallendem Kohlendioxid Methan, den Hauptbestandteil von Erdgas, herzustellen. Dieses kann dann in bereits bestehenden Erdgasleitungen weiter transportiert werden. Um dieses Projekt zu realisieren brauchten die drei Schüler nicht nur das entsprechende chemische Knowhow sondern auch entsprechendes Wissen in der digitalen Steuerung und Softwareentwicklung – eben interdisziplinäre Kenntnisse.
Die zweite Überlinger Gruppe, bestehend aus Johanes Bier (Überlingen, Elektronik-Schule Tettnang), David Lippner (Owingen-Taisersdorf, Gymnasium Überlingen) und Julian Mock (Owingen, Freie Waldorfschule Überlingen) hatte bereits am Abend vor der Abschlussfeier von ihrem zweiten Platz erfahren. Ihr selbst gebauter Roboter kann seine Position durch das Zusammenspiel von Messdaten eines Laserscanners mit Daten, die durch Schätzung der Position durch den Radantrieb erfasst werden, autonom bestimmen.

Der Betreuer, der Leiter des Schülerforschungszentrums (SFZ) Überlingen, Lukas Locher, zeigte sich nach dem Wettbewerb mehr als glücklich. „Die Erfolge der Schüler sind großartig und werden sie ein Leben lang begleiten.“ , sagte er stolz. Ihn selbst habe der Wettbewerb ebenfalls motiviert, genau so weiterzumachen: Schüler dabei zu unterstützen, ihre eigenen kreativen Ideen umzusetzen und in den Räumen des SFZ-Überlingen da weiterzumachen, wo ihr Interesse über den in der Schule vermittelten Stoff hinausgeht. Auch Bruno Kolb, ehemaliger Mitarbeiter in der Entwicklungs-Abteilung der Firma Perkin Elmer in Überlingen, der als ehrenamtlicher Pensionär am SFZ-Überlingen die jetzigen Bundessieger betreut hat, denkt noch lange nicht ans Aufhören. „Ich hoffe, noch mit vielen motivierten Schülern arbeiten zu dürfen und viele Ideen umsetzen zu können, die noch in den Köpfen der Schüler und in meinem entstehen“, sagte er hochmotiviert, als er die zahlreichen Glückwünsche für seine hervorragende Betreuungsarbeit entgegennahm.